Kursdidaktik
Standards, Prinzipien, Kompetenzen in der Religionspädagogischen Qualifizierung
Religiöse Bildung in evangelischen Kindertagesstätten ist eine Querschnittsaufgabe und grundsätzlich auf alle Bildungsbereiche bezogen. Sie kann sich dann lebendig weiterentwickeln, wenn sie als ein dynamischer Prozess verstanden wird. Sie ist auf einen achtsamen Umgang und auf eine sensitive Responsivität aller Beteiligten angewiesen.
Diese Grundlegung religiöser Bildung gilt auch für die RPQ. Daher sind die folgenden Module der RPQ als ein Orientierungsrahmen zu verstehen, der jeweils kurs- und teilnehmendenorientiert umgesetzt wird. Aufgrund dieser Prozessorientierung sind inhaltliche Gestaltungsräume und die Möglichkeit zu Schwerpunktsetzungen im Rahmen der RPQ-Standards vorgesehen:
- Umfang und Organisation: Jede RPQ hat den Umfang von 240 AE (Arbeitseinheiten) in verschiedenen Formaten. Nach Abschluss einer RPQ werden die Absolventinnen und Absolventen zu Aufbaufortbildungen eingeladen.
- Durchführung: Zu jeder RPQ gehört das gemeinsame Feiern von Andachten und Exkursionen. Praxisbesuche können nach Absprache durchgeführt werden.
- Individuelle Produkte und Leistungen: Im Rahmen einer RPQ sollen die Teilnehmenden eine enge Theorie-Praxis-Verzahnung erleben. Das praktische Erpoben religionssensibler Impulse und die Konzeption religionssensibler Angebote und Projekte sind Teil des Kursgeschehens. Im Lauf der RPQ setzen sich die Teilnehmenden mit mindestens einem biblischen Text intensiv auseinander, den sie praktisch für eine Zielgruppe im Rahmen eines religionssensiblen Angebotes präsentieren. Die Reflexion einer Alltagssituation aus religionssensibler Perspektive gehört ebenfalls zu den Leistungen in der RPQ.
- Abschluss der RPQ: Jede RPQ wird mit einem Gottesdienst und einer Segnung der Absolventinnen und Absolventen und einer dokumentierten Evaluation beendet.
Zusätzlich zu diesen Standards sind folgende Prinzipien der Arbeit in den RPQs wirksam:
Eine Lernatmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung und Anerkennung schaffen
Gemeinsames Lernen braucht eine Atmosphäre der gegenseitigen Wertschätzung und Anerkennung. Jede Person ist willkommen und angenommen. Die Fortbildungskurse bieten einen geschützten Rahmen, in dem Selbstreflexion, ein gemeinsamer Austausch und wertschätzendes Feedback selbstverständlich ist und gefördert wird.
Eine Erfahrungs- und Lerngemeinschaft auf Zeit bilden
Die Gruppe lernt sich als Lerngemeinschaft auf Zeit kennen. Alle Kursteilnehmenden können sich einbringen und die Kurse mitgestalten. Inhalte und Ziele werden transparent dargestellt und mit den Interessen der Gruppe abgestimmt. Lerntagebücher und andere Instrumente der Evaluierung unterstützen die Kursteilnehmenden und die Leitung, Lernfortschritte und Interessen aller wahrzunehmen und aufeinander abzustimmen. Regelmäßig angebotene Exkursionen bieten darüber hinaus die Möglichkeit, sich auf persönlicher Ebene intensiv zu begegnen.
Raum für eigene religiöse und spirituelle Erfahrungen bieten
Bildungssituationen sind nur bedingt planbar und kalkulierbar. Was für die einzelnen Kursteilnehmenden relevant ist, kann nur von ihnen selbst entschieden werden. Das gilt noch mehr bei den Angeboten, in denen spirituelle Erfahrungen gemacht werden können wie z.B. bei regelmäßig vorgesehenen Andachten. In den Kursen wird dazu Raum geboten. Nähe und Distanz kann von Teilnehmenden immer wieder neu bestimmt werden. Subjektive Zugänge zu Religion werden reflektiert, darüber hinaus aber auch Möglichkeiten geschaffen, Ausdrucksformen christlicher Religiosität kennen zu lernen. Zum Abschluss von Kurseinheiten werden gemeinsam gottesdienstliche Feiern vorbereitet und gefeiert.
Zur eigenen Auseinandersetzung mit Religion ermutigen und befähigen (Subjektorientierung)
Ausgangspunkt für die Kursgestaltung bilden die eigenen, persönlichen wie auch beruflichen Erfahrungen mit Religion. Ausgehend von diesen Erfahrungen, die sich im Laufe der Kurse verändern können, werden Lernsettings geschaffen, in denen die jeweiligen Vorerfahrungen eingebracht und reflektiert werden. Sie bieten die Grundlage dafür, dass sich die Teilnehmenden im Laufe des Kurses religionspädagogisch relevante Kompetenzen aneignen (s.o.).
Diese Prinzipien sind die Basis, von der aus die Ziele entwickelt werden. Die RPQ zielt auf die Entwicklung einer berufsbezogenen Handlungskompetenz als religionspädagogische Fachkraft. Die religionspädagogische Handlungskompetenz im Kontext der RPQ umfasst alle Fähigkeiten, Fertigkeiten, Einstellungen und Haltungen, die für die religionssensible Begleitung von Kindern und Familien in Kindertagesstätten notwendig sind. Eine religionssensible Pädagogik umfasst das sensitive und kritische Wahrnehmen von religiösen Dimensionen in Alltagssituationen, die Deutung und Ausgestaltung dieser Dimensionen sowie die Anregung von impliziten und expliziten religiösen Erfahrungen.