Interreligiöse Bildung – Didaktischer Kommentar

Interreligiöse Bildung – Didaktischer Kommentar

Das Davor und Danach

Aspekte interreligiöser Bildung durchziehen die gesamte RPQ. Je nach Kurszusammensetzung können diese bereits im Anfangsmodul zum Thema werden.

Vorüberlegungen

Die Teilnehmenden der RPQ sind häufig selbst nicht religiös gebunden und erleben in der RPQ einen ersten Kontakt zu Grundlagen, Inhalten und Vollzügen christlicher Religion. Für einige sind diese ersten Kontakte auch mit Erfahrungen von „Fremdheit” verbunden. Eine religionssensible Haltung der Kursleitenden, die es den Teilnehmenden ermöglicht, Ängste und Befürchtungen in Bezug auf „fremde” Erfahrungen zu reflektieren und sich selbst als Akteur*innen religionssensibler Bildung auszuprobieren, ist für die Kursarbeit bedeutsam.
Interreligiöse Perspektiven sind kein exotisches Sonderthema, sondern in einer verantwortungsbewussten elementaren Bildungsarbeit unerlässlich.
Die Arbeit entlang der eigenen Erfahrungen ist für eine bewusst gestaltete religionssensible Arbeit in interreligiöser Perspektive unabdingbar. Sie lässt sich nicht auf ein abgrenzbares Modul beschränken. Sie durchzieht die Module und ist in unterschiedlichen Anteilen vorzuhalten. Daher werden in dieser Modulbeschreibung vorwiegend Verweise auf ausgewählte Schritte in den anderen Modulen aufgezeigt. Auch die Kompetenzbeschreibungen speisen sich aus den Ausführungen der anderen Module und sind nur vereinzelt ergänzt.

Aus der Praxis

  • Zwei Mädchen streiten. Gina ruft: „Gott gibt’s nicht!” Sonja: „Doch, den gibt’s, hat meine Mama gesagt.” Gina: „Nee, den gibt’s nicht, hat mein Papa gesagt.” Beide laufen zur Erzieherin: „Frau Kaiser, wer hat Recht? Gina sagt…”
  • Die Eltern eines Kindes kommen am Morgen zur Erzieherin: „Unsere Tochter soll nicht an den Adventskreisen am Montag Morgen teilnehmen. Wir feiern Weihnachten nicht!”
  • Beim Erzählkreis am Morgen erzählt ein Junge: „Ich war mit Mama und Papa zum Gebet in der Moschee.” Ein Kind, das neu in der Gruppe ist, fragt: „Was ist das, eine Moschee?”

Kompetenzentwicklung

Selbstkompetenz

  • Die Teilnehmenden können „eigene” und „fremde” religiöse Prägungen vorurteilsbewusst wahrnehmen und reflektieren. Dazu gehört auch Konfessionsfreiheit.

Fachkompetenz Wissen

  • Die Teilnehmenden kennen Ansätze interreligiöser Bildung im Elementarbereich.
  • Sie kennen Perspektiven aus anderen Religionen in Bezug auf den Gottesbegriff.
  • Die Teilnehmenden kennen Hintergründe einzelner Feste aus anderen Religionen.

Fachkompetenz Fertigkeiten

  • Die Teilnehmenden können Spiritualität und Religiosität im Alltag der Kindertagesstätte wahrnehmen, dokumentieren und reflektieren.
  • Sie können Räume für die Spiritualität und Religiosität der Kinder eröffnen.

Sozialkompetenz

  • Die Teilnehmenden können religions- und kultursensibel in Bezug auf Einstellungen und Prägungen im Zusammenhang mit der Begegnung mit religiösen Festen oder Räumen agieren.

Individuelle Produkte/ Leistungen

Reflexion in der Lerngruppe, Lerntagebuch

Workload des Moduls: Der Workload verteilt sich auf mehrere RPQ-Module und variiert je nach Erfordernissen der Gruppe.

Literaturvorschläge

  • Albert Biesinger, Anke Edelbrock, Friedrich Schweitzer: Religiöse Vielfalt in der Kita, 2012
  • Carola Fleck, Stephan Leimgruber: Interreligiöses Lernen in der Kita, 2011
  • Frieder Harz: Interreligiöse Erziehung und Bildung in Kitas, 2014
  • Christa Holtei, Tilman Michalski: Das große Familienbuch der Weltreligionen, 2011
  • Anna Wills, Nora Tomm: Das Wimmelbuch der Weltreligionen, 2017
  • Diakonie Pfalz (Hrsg.): Arbeitshilfe zum Interreligiösen Kalender in Evangelischen Kindertagesstätten der Evangelischen Kirche der Pfalz, 2017

Print Friendly, PDF & Email