Gott – Didaktischer Kommentar
Das Davor und Danach
In der Regel ist der gesamte RPQ-Kurs zu belegen. Inhaltliche Voraussetzungen für dieses Modul liegen in den Modulen „Basics Religion” und „Die Bibel”. Das Modul kann in Präsenz- und Distanz-Formaten durchgeführt werden. Eventuelle Materialien und Medien sind für Distanz-Szenarien im Vorfeld zu Verschicken.
Vorüberlegungen
Religiosität wird landläufig mit dem Glauben an ein höheres Wesen, an eine transzendente Kraft, eine außermenschliche Macht verbunden. Im deutschsprachigen Raum ist hierfür die Bezeichnung „Gott” vorherrschend.
Kinder konstruieren selbstständig religiöse Zusammenhänge und Gottesvorstellungen, wenn sie spielen, reden und fragen. Von den Absolventinnen und Absolventen einer RPQ wird erwartet, dass sie auf die „schwierigen”, aber bedeutungsvollen Fragen und Konstrukte der Kinder kompetent reagieren können. Eine angemessene Reaktion ist aber nur möglich, wenn die eigenen Zugänge zu Gotteskonzeptionen reflektiert werden können und Hintergrundwissen über die biblische Rede von Gott vorhanden ist.
Ein Ziel dieses Moduls besteht darin, sich kritisch und reflektiert mit verschiedenen Formen der Rede über Gott und den eigenen Zugängen auseinanderzusetzen. Zudem sollen die Teilnehmenden die Vielfalt biblischer Gotteskonzeptionen kennenlernen und praktische Impulse für die Arbeit mit Kindern erproben. Das Theologisieren mit Kindern und entwicklungspsychologische Theorien über Gotteskonzeptionen bei Kindern stehen dabei im Zentrum.
Aus der Praxis
- Die Kinder sitzen im Morgenkreis zusammen. Lina erzählt, dass ihr Hamster gestorben und nun im Himmel ist. Etwas später kommt das Gespräch auf Gott. Max ruft: „Gott ist tot!” Die Erzieherin fragt nach: „Wie kommst Du darauf, dass Gott tot ist?” Max antwortet: „Na, wenn Gott im Himmel ist und die Toten im Himmel sind, dann muss Gott doch tot sein.”
- Jasper (5) sagt mit fester Stimme: „Gott ist der Chef der Welt! Wenn einer krank ist, kann man zu ihm hochbeten und der hilft uns. Das hab ich für meinen Bruder Yannik gemacht. Der ist ganz schnell gesund geworden.” Mia (6) sagt leise: „Uns hat er nicht geholfen. Oma ist gestorben, obwohl ich gebetet habe.”
- Eine Kollegin fragt eine Erzieherin, die die Religionspädagogische Qualifizierung absolviert hat: „Wenn es einen Gott gibt, warum hat er dann zugelassen, dass die Mutter von unserem kleinen Anton so früh gestorben ist?”
- Kinder stellen Fragen, z.B.: Wo war ich vor meiner Geburt? Wo kommt das alles her, was um uns herum ist? Wie kommt Oma vom Grab in den Himmel? … Die pädagogische Fachkraft ist gefordert, solche Fragen aufzunehmen und Verbindung zu biblischen Texten herzustellen, und ist herausgefordert, im Gespräch mit den Kindern verschiedene Deutungsmöglichkeiten zu entdecken.
Kompetenzentwicklung
Selbstkompetenz
- Die Teilnehmenden können ihre biographische Prägung in Bezug auf Gotteskonzeptionen reflektieren und ausdrücken.
Fachkompetenz Wissen
- Die Teilnehmenden kennen die Vielfalt biblischer Gotteskonzeptionen.
- Sie kennen Perspektiven aus anderen Religionen in Bezug auf den Gottesbegriff.
- Die Teilnehmenden kennen entwicklungspsychologische Grundlagen der Entwicklung von Gotteskonzeptionen bei Kindern.
Fachkompetenz Fertigkeiten
- Die Teilnehmenden können Kinder bei der Auseinandersetzung mit Gotteskonzeptionen kindertheologisch-sensitiv begleiten und angemessene Impulse für das Theologisieren entwickeln.
- Sie können Kinderbibeln und ‑bücher in Bezug auf ihre Gotteskonzeptionen kritisch prüfen.
Sozialkompetenz
- Die Teilnehmenden können die Vielfalt biographisch geprägter Zugänge zu Gotteskonzeptionen anerkennen und akzeptieren.
Individuelle Produkte /Leistungen
Praxisaufgabe: Theologisieren (nach Möglichkeit), Dokumentation und Reflexion in der Lerngruppe, Lerntagebuch.
Workload im Modul: insgesamt 30 AE
Literaturempfehlungen
Grundsatzliteratur
- Helga König, Karin Bederna (Hrg.): Wohnt Gott in der Kita? Religionssensible Erziehung in Kindertagesstätten, Berlin, Düsseldorf 2009
- Angela Kunze-Beiküfner: Kindertheologie im Elementarbereich, Landshut 2009
- Angela Kunze-Beiküfner: Kindertheologisch-sensitive Responsivität pädagogischer Fachkräfte in Kindertagesstätten, Leipzig 2017
Für einen Büchertisch
- Monika Arnold: Hat Gott auch Hände?, München 2012
- Gerald Büttner u.a. (Hg.): Theologisieren mit Kindern, Stuttgart 2014
- Oscar Brenifier, Jacques Després: Was wenn Gott einer, keiner oder viele ist?, Stuttgart/Wien 2010
- Marie Hélène Deleval u.a.: Wie siehst du aus, Gott?, Stuttgart/Wien 2011
- Franz Hübner, Markus Humbach: Weißt du schon, wie lieb dich Gott hat?, Gütersloh 2008
- Franz Hübner: Der liebe Gott wohnt bei uns im Apfelbaum, Wien/München 1992
- Angela Kunze-Beiküfner: Hannes sucht Gott, Landshut 2014
- Rainer Oberthür: Die Symbolkartei, München 2012
- Thomas Scheilke, Friedrich Schweitzer (Hrg.): Wie sieht Gott eigentlich aus? Güterloh 2002
- Hermann Schulz, Dorota Wünsch: Ein Apfel für den lieben Gott, Wuppertal 2004
- Georg Schwikart: Gott hat viele Namen, Düsseldorf 2003
- Imke Sönnichsen, Elizabeth Liddle: Mama, wie groß ist der Himmel? Stuttgart/Wien 2003
- Christof Stählin, Anja Reichel: Das kleine Schaf und der gute Hirte, Stuttgart/Wien 2004
- Paul Verrept: Gott, Innsbruck 2003
- Godehard Wolpers und Christian Knaebel: Der hundertste Name Gottes, Landshut 1999